Ruhestand – und jetzt?!?

Du hast es geschafft! Du hast Dein Unternehmen in den letzten 30 Jahren aufgebaut, es erfolgreich gemacht. Du hast tolle Kunden, tolle Geschäftspartner, bist beliebt bei deinen Mitarbeitenden. Und du hast eine super Nachfolgeplanung, was ja selten ist. Hast einen Nachfolger für Deine Chefposition gefunden, vielleicht sogar in der Familie, oder das Unternehmen profitabel verkaufen können.

Nun hast Du Zeit – viel Zeit. Statistisch hat der Arbeitnehmer mit Renteneintritt 40 Stunden mehr Zeit. Der Unternehmer? Es kommt, wie immer, drauf an. 40? 60? 80 Stunden?

Und noch hast Du keine Idee, wie Du die Zeit sinnvoll ausfüllst. Klar, zunächst möchte Deine Frau mit Dir in den Urlaub fahren, der Dachboden muss aufgeräumt werden und für die Kinder und die Enkel hattest Du viel zu wenig Zeit in den letzten Jahren. Gute Ideen, nur der Urlaub ist nach 4 Wochen erledigt, für den Dachboden, und vielleicht sogar noch den Keller brauchst Du weitere 2 Wochen. Und, nur damit wir drüber gesprochen haben: wenn Du Dich in den letzten Jahren rar gemacht hast, wird Deine Tochter und die Schwiegertochter garantiert begeistert sein, dass Du nun jeden Tag da bist und ihnen erzählst, wie man das macht mit den Kindern und so. Prima!

Ich überzeichne. Und doch erlebe ich diese oder ähnliche Situationen immer wieder im Kunden- und Bekanntenkreis. Und was dann? Hier einige Lösungsvorschläge, die ich gelegentlich in der Praxis erleben durfte:

Der Beirat: Super Idee! Der ehemalige Unternehmer und seine Berater gestalten den Gesellschaftsvertrag der Firma so um, dass der Ex-Unternehmer bei allen wichtigen Themen auch in Zukunft gefragt werden muss. Und damit man nicht allein dasteht, nehmen wir die Berater direkt mit in den Beirat. So ein dreiköpfiges Berater-Gremium kommt gut an und bringt den Laden richtig nach vorne. Man profitiert ja schließlich von über 100 Jahren unternehmerischer Erfahrungen. Ja, das stimmt. Und hast DU nicht mal gesagt, dass diese Berater nur Geld kosten und alle Theoretiker sind? Und kann es sein, dass die neue Geschäftsleitung gerade wegen ihrer neuen Ideen eingekauft wurde? Damit sie den Laden in die neue Zeit führt? Ist das also wirklich Dein Weg?

Die Ferienwohnung: Den Plan hatte man ja schon länger. Auf Norderney, hilfsweise Spiekeroog, Sylt, Mallorca, eine Ferienwohnung kaufen. Dann hat man erstmal ein Projekt, kann einrichten und ganz oft mit der Frau hinfahren. Und die Insel ist ja sowieso schon immer die Lieblingsinsel. Hier kennt man jede Bank, jeden Bäcker, jedes Restaurant. Oh, wie schön. Ach, und dann können die Kinder doch auch kommen in den Ferien. Und dann bist Du da und die Wohnung ist fertig und Du merkst, jeden Tag Urlaub fühlt sich schnell gar nicht mehr wie Urlaub an.

Ehrenamt: Eine wichtige Aufgabe und tatsächlich für viele der Work-around für dieses Thema. Geht das für Dich, ohne das Sagen haben zu müssen? Dann kann das eine super Lösung für Dich sein.

Was ist das Thema? Wo stehen wir? Was passiert da eigentlich? Jeder Mensch füllt bestimmte Rollen aus in diesem Theaterstück, das wir Leben nennen. Du hast beispielsweise die Rollen Ehemann, Vater, Unternehmer, Geschäftsführer, Arbeitgeber und Vorsitzender im Verein. Darüber definierst Du Dich. Sie sind Teil Deiner Identität, auch wenn Du Dir ihrer bislang nicht bewusst warst. Sie machen Dich aus, sie sind das, was Du bist.

Und plötzlich fallen die Rollen, eine nach der anderen, weg. Und Du hast das Gefühl, Dein Leben wird nach und nach bedeutungsloser. Und auch Du wirst damit bedeutungslos. Das bereitet Dir Unbehagen – ganz klar, niemand wird gern übersehen.

Du hast vielleicht das Gefühl, nichts mehr bewegen zu können. Fühlst Du Dich hilflos und ohnmächtig bei dem Gedanken an den Ruhestand? Hast das Gefühl, dem Tod ein Stück näher zu sein und zum „alten Eisen“ zu gehören? Diese konkreten oder unkonkreten Gefühle führen sogar regelmäßig zum Scheitern von Unternehmensübergaben. Die Ängste können so groß werden, dass der Unternehmer lieber weiter macht. Aber so ist es ja nicht bei Dir!?!

Nun kannst Du hergehen und alle möglichen neuen Rollen ausprobieren. Beirat, Innenarchitekt und Handwerker, Erzieher und was Dir sonst noch so einfällt. Kann funktionieren, muss es aber nicht. Oder Du könntest den Prozess ein wenig abkürzen.

Fakt ist, wir dürfen eine Ebene höher ansetzen und dort schauen, welche Rollen überhaupt in Frage kommen. Auf dieser, eine Ebene darüber liegenden, Ebene geht es um die Zugehörigkeit zu etwas Größerem, um Ethik, Religion, Spiritualität, aber auch um Familie, Beruf und Gesellschaft. Es geht um Deine Mission im Leben. Diese Ebene ist nach Robert Dilts eine Grundlage unserer Existenz und beeinflusst alle anderen Ebenen, so auch die Rollen, intensiv.

Lass uns doch mal gemeinsam hinschauen und ein paar Fragen diskutieren: Zunächst mal: Woher kommen die Gedanken und Gefühle? Und dann: Wovon bist Du Teil? Warum bist Du hier? Was ist der tiefere Sinn? Oder auch einfach nur „Wer bist Du?“

Kommen da Tätigkeiten als Antworten? Oder ist da noch mehr? Tun oder sein? Wir könnten stundenlang darüber sprechen, müssen wir aber gar nicht. Gern gebe ich Dir einige Impulse. Die Antworten sind alle schon in Dir. Es dürfen nur die richtigen Fragen gestellt werden.

Und dann findest Du neue Rollen für Dich. Rollen, die Dir einen neuen Inhalt geben können. Eine neue Rolle in Deiner Partnerschaft und in Deiner Familie. Und dann kann es natürlich sein, dass Du die Wohnung doch kaufst, aber eben aus einem anderen Antrieb, und die Kinder und Enkel besuchst, weil es Euch allen gefällt.

Nebenbei: Für die Psyche vielleicht das Wichtigste ist es, Sozialkontakte auszubauen. Das heißt, auch neue Leute kennenzulernen und sich neue, andere Weltbilder anhören. Gerade Menschen von außen bringen neue Impulse und geben dem Gehirn frischen Input. Und Menschen aus anderen Familien oder anderen Kreisen haben oft ganz andere Vorstellungen und Bilder vom Leben und der Welt. Wenn Du es lange nicht getan hast, probiere es doch mal wieder aus. Höre Dir doch ganz bewusst einmal die Vorstellungen der anderen zu einem Thema an. Ergebnisoffen und ohne sie direkt abzulehnen. Du wirst erstaunt sein, was Du dabei alles noch lernen kannst.

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