Was ist Gutes an einem Konflikt? An Herausforderungen kann man wachsen und in jedem Konflikt besteht die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln – wenn man sich traut, hinzuschauen, und die Fragen anzugucken.
Meistens ist es leider erstmal so, dass wir Angst haben vor dem Konflikt. Weil wir nicht gelernt haben, mit dem Konflikt umzugehen, ist er erst einmal bedrohlich.
Wir wissen, dass der Konflikt in unterschiedlichen Phasen verläuft. Denken wir an das Stufenmodell von Glasel. Am Anfang kann es so sein, dass wir noch im Guten auseinander gehen können nach einem Konflikt, sei es nun ein Beziehungskonflikt oder in einem anderen Konflikt, beispielsweise bei der Arbeit. Man lernt etwas und die Beziehung muss nicht abbrechen. Und manchmal kommt man an diesen Point-of-no-return; man merkt dann die Anspannung, fragt sich, wie man da wieder raus kommt und stellt fest, es ist eine Stufe überschritten und ab jetzt kann nur noch einer als Gewinner und einer als Verlierer rausgehen. Und wovor wir dann alle Angst haben ist, dass es keinen Gewinner mehr geben wird, sondern der Gesichtverlust für beide so groß ist, dass man gemeinsam in den Abgrund geht.
Das macht Angst, wenn man nicht weiß, wie man auf unterschiedlichen Stufen des Konfliktes gute Instrumente einsetzen kann, um in dieser Spirale zu intervenieren. Es ist gut zu wissen, dass man Konflikte nicht destruktiv ausfechten muss. Und es tut gut zu sehen, dass man aus einem Beziehungskonflikt gut rauskommen kann und etwas positives mitnehmen kann, wenn es wieder in den Fluss kommt. Ich kann den anderen nicht verändern, aber ich kann meine Einstellung zum anderen und zu den Dingen verändern. Ich kann Dinge wieder in den Fluss bringen, beispielsweise mit Hilfe eines Coaches, und es können gute Lösungen für alle Beteiligten gefunden werden, die vielleicht vorher nicht sichtbar waren. Das ist total wertvoll.
Ein Konflikt ist deshalb wertvoll, weil er mit vielen alten Gewohnheiten brechen kann und dann neue schöne Dinge entstehen können.
Gerade in langen Beziehungen erleben wir immer wieder, dass es eine Art ständigen Schlagabtausches gibt. Unterschwellig wird ein Konflikt ausgetragen und alle Außenstehenden bemerken, dass es immer wieder Spitzen gibt, Hinrunde und Rückrunde wechseln sich ab. Die beiden Streitenden bekommen es nicht mit und für die Außenstehenden ist es einfach nur unangenehm. So gerät das Essen unter Freunden zum Allianzen schmieden. Da gibt es Interventions- und Kommunikationsmöglichkeiten, um dem Einhalt zu gebieten, dem Hamsterrad zu entkommen und das über viele Jahre trainierte Verhalten abzulegen. Dafür benötigt man nicht zwingend einer Mediation, es kann aber in bestimmten Phasen sinnvoll sein.
Mit einem Konflikt verbunden ist die Sorge um die Gefühle, die mit dem Konflikt einher gehen. Ärger, Wut, Zorn, Hass, die Angst verletzt zu werden und die Erkenntnis, es allein nicht beenden zu können. Wenn man sich die Frage stellt, wie man es schafft, mit dem Konflikt umzugehen, dann ist man bereits auf dem guten Weg, neue Möglichkeiten des Umgangs zu entdecken und schwierige, herausfordernde Lebenssituationen zu meistern. Das ist ein großes Thema der Selbstreflexion. Ich darf meine Gedanken, meine Gefühle klar wahrnehmen und meine Handlungen daran ausrichten. Ich darf mir überlegen, was das aktuelle Vorgehen mit mir und meinem Gegenüber macht. Und ich darf das Handeln meines Gegenüber bewusst wahrnehmen. Eine gute Selbstwahrnehmung ist wichtig, aber auch die Fremdwahrnehmung darf geschult sein. Und das kann man lernen – bei uns.
Und Flexibilität ist erforderlich. Flexibilität im Gehirn, auch mal etwas anders zu machen und etwas neues auszuprobieren, denn wenn man lange in einer Beziehung gelebt hat, dann hat man tendenziell sehr lange das gleich gemacht und eine immer gleiche Handlung führt immer zu gleichen Ergebnissen. Das bedeutet im Umkehrschluss, wenn ich andere Ergebnisse haben möchte, darf ich etwas anders machen und und flexibel werden.
Nun liebt der Mensch leider nicht die Veränderung, denn diese birgt Unsicherheit. Und Unsicherheit macht Angst. Eingeübte Muster hingegen geben Sicherheit. Wir wissen, dass bei einem bestimmten Verhalten am Ende immer sicher der Streit steht. Das Ergebnis ist also nicht schön, aber es gibt Sicherheit. Abgefahren, oder? Hier darfst du über deinen Schatten springen, gern mit unserer Begleitung.
Ich darf wahrnehmen, was mir Angst macht, was mich triggert. Warum springe ich immer wieder drauf an, wenn der Partner/die Partnerin etwas bestimmtes sagt? Klar, das Unterbewusstsein übernimmt das Ruder und führt uns durch den Konflikt. Und das es viel schneller ist als der bewusste Verstand, darf ich üben. Üben, die Kontrolle über meine Gedanken zu erlangen. Darf üben, mit dem bewussten Verstand zu agieren und meine Selbstwahrnehmung zu schulen.
Die Frage ist, welche Gefühle kommen vorbei in Konfliktsituationen und wie gehe ich damit um. Bin ich in der Lage, meine Gefühle wahrzunehmen. Trau ich mich, den Fokus auf diese unangenehmen Gefühle zu lenken? Was passiert da? Wo kommen die Gefühle her? Was machen sie mit mir? Warum ist da Ärger oder Zorn? Bewusstes Benennen der involvierten Gefühle setzt ein hohes Mass an Bewusstheit voraus. Und auch das kann man trainieren. Trainieren, sich nicht in einem Gefühl zu verlieren. Das Gefühl wahrnehmen, es kommen und gehen zu sehen, es anzunehmen als ein Teil von dir. Du darfst lernen, dass du deinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert bist. Die Methoden des NLP bieten da tolle Möglichkeiten, die Gefühle in Bezug auf eine Situation positiv zu verändern. Auch in Bezug auf Ängste und Unsicherheit.
In Trennung und Scheidung ist es oft die Angst vor der Situation, die lähmt. Angst vor dem Alleinsein, vor wirtschaftlichen Fragen, vor einer wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Ex-Partner, vor Unsicherheit. All diese Fragen bringen Veränderung mit sich, die Flexibilität erfordern und erstmal Angst machen. Lass uns dein Bild von Veränderung verändern. Mit NLP kann man hinter die Angst schauen und herausfinden, welches Gefühl wirklich hinter der Angst steckt. Ist es zum Beispiel mangelndes Vertrauen – in dich selbst oder die Welt oder das Universum oder Gott, je nach dem, an was du glaubst?
Gerade Frauen, die lange aus dem Beruf raus sind, um sich um Familie und Haushalt zu kümmern, haben diese Ängste und Sorgen. Zukunftsängste, die man ganz konstruktiv angehen kann. Hier ist eine gang große Chance für den Prozess der persönlichen Weiterentwicklung. Du darfst dich auf deine Stärken besinnen und dein Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Der Hinweis, dass kein Weg daran vorbei führt, wieder arbeiten zu gehen ist zunächst nicht schön. Trotzdem bringt die Umsetzung dann viel Selbstbestimmung und nimmt eine große Angst.
Die bestehenden Muster werden verstärkt in der Ausnahmesituation. Hab ich es vorher geschafft, Haushalt und Familie mit Kindern zu meistern, werde ich diese Energie und die neue positive Energie aus der Trennung auch positiv in einen neuen Job kanalisieren können. Vielleicht darf man seine Prioritäten anpassen, und das ist ein anderes Kapitel. Die Kraft ist in dir.
Und die Wut, die ich ggf. aus einer Trennung mitnehme, kann mich ebenfalls beflügeln und mir Antrieb verleihen. Auch deshalb kommen Gefühle vorbei. Mit der Wut darf man konstruktiv umgehen. Das Gefühl ist in dir, nicht in der Ex-Partnerin. Mach dir das bewusst, damit das Gefühl nicht dauerhaft bleibt. Das macht es nur schwerer, gerade wenn gemeinsame Kinder da sind. Wenn ich einen Konflikt mit zerstörerischer Wut führe, erschwere ich die Kommunikation nur unnötig.
Zu den weiteren Gefühlen gibt es noch einen extra Blog-Artikel in der Zukunft. Auch zu Kommunikation in der Trennung. Ich verlinke den dann hier.
Mach dir deine Gefühle bewusst – das hilft dir in den herausfordernden Konfliktsituationen.
Buchtipps:
Ein Buchtipp zum Thema „Konflikttreppe“ ist das Buch „Dynamische Unternehmensentwicklung: Grundlagen für nachhaltiges Change Management„(*) von Friedrich Glasl und Bernard Lievegoed.
Zum Üben und Bewusstwerdung gibt es noch diese Empfehlung: „Selbsthilfe in Konflikten: Konzepte – Übungen – Praktische Methoden„(*), ebenfalls von Friedrich Glasl.
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