Was sind Nominalisierungen und wie beeinflussen sie unsere Bilder im Kopf? Was machen sie mit unserer Kommunikation? In Partnerschaft, im Job, in der Politik? Dieses interessante Thema schauen wir uns in diesem Artikel an.
Was sind Nominalisierungen? Im NLP sind es die Bezeichnungen für Dinge, die ich nicht sehen und anfassen kann. Für mich war das Thema Nominalisierungen mindblowing. Als ich davon zum ersten mal gehört habe, war das wirklich auch augenöffnend für die Kommunikation in meine Beziehung. NLP schafft ein gutes Bewusstsein für Sprache, daher auch dieser Artikel.
Eine Nominalisierung ist eine Substantivierung eines Verbes oder eines Adjektives. Dadurch wird der Prozess getilgt und es ist dadurch Platz für Interpretationen. Dadurch muss der Hörende sich ein Bild machen.
Was passiert da im Kopf: Beispiel Verantwortung. Wenn ich dieses Wort sage, dann gibt dir dein Gehirn ein Bild oder zumindest irgendein Gefühl dazu. Bei einem überwiegenden Teil der Menschen ist das tatsächlich ein negatives Gefühl. Bedeutet, für sie ist Verantwortung eine Last. Bei einigen Menschen kommt so ein Bild eines Mühlsteins oder eines Jochs (Rinder). Für einige Menschen kommen positive Bilder und Gefühle bei dem Wort Verantwortung hoch.
Da gibt es also Gefühle in uns, wenn wir bestimmte Wörter hören. Und insbesondere bei Wörtern die erklärungsbedürftig sind. Bei dem Wort „Aktenberg“ z.B. hat jeder sofort ein Bild vor Augen. Da können auch Emotionen kommen, ja, und die kann man leicht mit anderen Menschen abgleichen. Bei Verantwortung ist das anders. Dazu gibt es kein einheitliches Bild und damit macht sich jeder Kopf ein eigenes Bild und verknüpft das dann mit Erinnerungen und Gefühlen.
Wenn nun also die Eltern dem 10-jährigen Kind die Verantwortung für das Gassigehen mit dem Familienhund übertragen, dann kann das das Kind entweder stolz machen oder sogar belasten. Und alles dazwischen.
Man tut gut daran, herauszufinden, wie das beim Kind ankommt und ggf. die Nominalisierung zu ersetzen, wenn man möchte, dass damit ein Ziel erreicht wird. Du könntest beispielsweise das Wort Aufgabe verwenden.
Wenn man sich auf Definitionen für Nominalisierungen nicht geeinigt hat, kann das zu Störungen in der Kommunikation führen. Das waren jetzt vier Nominalisierungen in einem Satz. Hast du es gemerkt? Du verstehst den Satz, obwohl ich Nominalisierungen verwende. Und du hast vermutlich andere Bilder im Kopf, als ich es habe. Was will ich damit sagen: Jeder von uns hat seine Realität, du hast dein Bild der Welt, das geprägt ist von den Erfahrungen, die du gemacht hast und von den Glaubenssätzen, die sich daraufhin bei dir gebildet haben. Und wenn du aus diesem Bild heraus kommunizierst, kann es sein, dass dein Gegenüber etwas anderes versteht. Und das gibt’s in Partnerschaften ganz häufig, gerade zum Anfang.
Man kann sich das Leben erleichtern, wenn man sich über einige Nominalisierungen Klarheit, auch wieder eine Nominalisierung, verschafft. Indem man drüber redet. Z.B.:
Das Gespräch über die Begriffe bereichert die Beziehung und erleichtert eine gute Kommunikation. Dann kann man bei einer Meinungsverschiedenheit und einem Missverständnis hier wieder anknüpfen. Hierzu der Buchtipp Friedmann Schulz von Thun: Miteinander reden, Band 1*
Die Vermeidung von Nominalisierung und die Verwendung von Verben und Adjektiven führen zu mehr Klarheit.
Das gilt dann auch wieder für den Arbeitskontext. Da werden häufig Nebelschwaden rausgelassen. Jeder macht sich dann Gedanken dazu, was gemeint sein könnte, entwickelt eigene Deutungen dessen, was gesagt wurde und handelt dementsprechend. Und hinterher kommt raus, es war was anderes gemeint. Hier geben Nominalisierungen Raum für Interpretation und lenken ab. So kann Verantwortung vermieden werden.
Und für Politikerstatements gilt es auch: Wir müssen die Verantwortung übernehmen für die Veränderung. Für einen Wechsel in der Politik, hin zu mehr Gerechtigkeit und mehr Einheit des Volkes. Zum Wohle aller, zum Wohle der Zukunftsfähigkeit. Und zum Wohle unsere Wertefundaments. Blabla.
Da ist kaum Inhalt, und trotzdem werden Bilder im Kopf aktiviert und machen etwas mit dem Hörer. Das ist tatsächlich eine beliebte Rede-Technik. Achte doch einmal bewusst drauf, was da passiert. Auch hier dienen Nominalisierungen der Verantwortungsvermeidung.
Und im Coaching-Kontext sind die Begriffe „Angst“, „Depression“ oder „Stimmung“ immer wieder Begriffe, die definiert werden dürfen. „Was verbirgt sich dahinter?“ ist dann die Frage, die wir im Coaching erst einmal anschauen dürfen. Denn bei jedem Menschen verbirgt sich etwas anderes dahinter.
Und Nominalisierungen dienen dann auch vielen Menschen dazu, sich als Opfer zu sehen. Wenn jemand beispielsweise behauptet, er habe kein Glück in der Liebe, dann ist das oft auch eine Begründung dafür, sich nicht anstrengen zu müssen, sich auf einen potenziellen Partner einzulassen, sich ggf. zu verändern. Hinter Nominalisierungen verstecken sich eben ganz oft auch Ängste, die nicht ausgesprochen werden wollen oder können. Zu Ängsten werden wir noch einen eigenen Artikel verfassen. Hier ein Buchtipp zum Thema: Fritz Riemann: Grundformen der Angst*
Fazit: Je weniger Nominalisierungen du verwendest, desto besser wird deine Kommunikation. Für Gespräche mit deinen Mitmenschen hast du ein schönes Thema, und der Austausch darüber führt ganz sicher dazu, dass du wieder viel über dich und dein Verhalten lernen kannst und wieder ein Stückchen freier und selbstbestimmter wirst. Wenn du bei der Überlegung einen Sparringspartner brauchst, melde dich gern.
Wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann schreib mir gern an info@achtungveraenderung.de.
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