Der Begriff „Werte“ wird ganz unterschiedlich gebraucht: in Theologie, Psychologie, in VWL, BWL und Finanzwirtschaft, in Ethik oder Pädagogik. Die ganzen einzelnen Definitionen in den Fachgebieten wollen wir uns nicht anschauen. Unser Fokus liegt im Zwischenmenschlichen.
Werte sind Dinge, die uns sehr wichtig sind, unsere Grundüberzeugungen, die durch unsere Identität geprägt wurden. Die Identität wiederum wird maßgeblich von der Ursprungsfamilie beeinflusst, die wiederum von der Gesellschaft geprägt ist.
Wir gehen dem nach, egal ob es uns Freude bereitet oder nicht. Wenn man zum Beispiel Ordnung als Wert hat, der einem wichtig ist, räumt man vielleicht auf und putzt, obwohl man gar keine Lust darauf hat. Wir bekommen das dann normalerweise gar nicht mit, warum wir so agieren.
Hier ein paar Beispiele für persönliche Werte:
Und in der Firma spielen folgende Werte häufig eine Rolle:
Und da kann es auch mal Spannungsfelder geben: Freiheit und Verbundenheit (Unternehmungen mit dem Partner oder mit Freunden), Ursprungsfamilie und Harmonie (ist die Schwiegermutter dabei?), persönlicher Erfolg und Verlässlichkeit (Überstunden für den Job?).
Man kann sagen, dass du, wenn du dich noch nicht intensiv mit deinen Werten beschäftigt hast, die Werte allein der Anzahl nach überschätzt. Viele Menschen glauben, dass sie von zehn Werten oder noch mehr geleitet werden, weil sie für sie vermeintlich wichtig sind. Dem ist nicht so. Da sind drei oder vier wirklich relevant.
Werte bestimmen unterbewusst das Leben. Wichtig ist, dass die Werte zu den Zielen passen. Du darfst erst die Ziele klar haben und dann die Werte anpassen. Im Coaching kann man die Werte und die Ziele gut erarbeiten und abgleichen. Denn wenn die Werte nicht zu den Zielen passen oder gar im Widerspruch stehen, dann wird das nix mit der Zielerreichung.
Ich mache sehr häufig zu Beginn eines Coachings eine kurze Bestandsaufnahme mit meinem Coachee. Dazu gehören auch die Werte, beziehungsweise die Wertehierarchie.
Coaching ist auch immer Zielearbeit. Das heißt, der Coachee definiert, welche Ziele er erreichen möchte. Wenn wir diese Ziele klar haben, dann werden die Werte und die Wertehierarchie daran angepasst. Das heißt, die für die Zielerreichung wichtigen Werte werden nach oben gerankt. Nicht so wichtige oder Werte, die im Gegensatz zu den festgelegten Zielen stehen, werden herabgesetzt oder ganz gestrichen.
Möchte man zum Beispiel als Selbständiger erfolgreich sein, darf der Wert „Erfolg im Business“ hoch gerankt sein.
Und wenn wir auf das Zwischenmenschliche schauen: Wenn das Ziel eine glückliche Ehe oder glückliche Partnerschaft ist, dann sollte dies hoch gerankt sein. Und das haben die Menschen normalerweise nicht klar auf dem Schirm, richten ihr Handeln jedoch unbewusst daran aus. Das gleiche gilt für Freundschaften, wenn man dort Verbesserungsbedarf sieht.
Für viele Menschen ist der Wert Bequemlichkeit (man könnte auch sagen Faulheit) ebenfalls ziemlich hoch gerankt. Das ist okay, und man darf das dann bewusst haben, dass man sein Handeln daran ausrichtet und sich nicht wundern, dass es beispielsweise mit der Karriere nicht voran geht.
Werte, genau so wie Glaubenssätze und Einstellungen, verändern wir immer aus der neurologischen Ebene darüber. Das bedeutet, wenn ich die Werte verändern möchte, darf ich die Identität verändern. Also das, was ich sein möchte. Über neurologische Ebenen sprechen wir noch unbedingt in einer eigenen Folge. Übrigens kann ich auch nur die Fähigkeiten nutzen, die zu meinen Werten passen.
Wir sind ja der Überzeugung, dass alle Ressourcen, also auch alle Fähigkeiten, in jedem Menschen vorhanden sind. Beispielsweise steckt in jedem Mensch ein guter Verkäufer. Wenn du nun aber Werte hoch gerankt hast, die dem entgegen stehen, zum Beispiel Freiheit oder Ehrlichkeit, dann wird ein Chef, der dir Verkaufs-Vorgaben macht, eventuell dafür sorgen, dass du nicht verkaufen wirst.
Ein anderes Beispiel: auf der Website der Commerzbank steht als einer der Unternehmenswerte „Verantwortung“. Jetzt darfst du dich mal fragen, was ist deine Assoziation zum Wort Verantwortung? Ist das für dich ein positives Bild, was da aufkommt im Kopf oder ein negatives? Das Wort verantworten, der Ursprung von Verantwortung, kommt aus dem Begriff „verantwürten“ mit der ursprünglichen Bedeutung, Ivonne, du wirst es wissen, sich als Angeklagter vor Gericht verteidigen. Und so haben auch etwa 2/3 der Menschen eine negative Empfindung bei dem Wort Verantwortung. Ist das also wirklich ein Wert, der von den Mitarbeitenden mit Leben erfüllt wird?
Und Verantwortung finden viele Unternehmen gut als kommunizierten Firmen-Wert. Auch die Deutsche Bank, Edeka, VW. VW ist übrigens auch spannend: Wir erinnern uns an den Abgasskandal. Erster Wert laut Firmen-Website: Verantwortung für Umwelt. Zweiter Wert: Aufrichtigkeit. Dritter Wert: Wir sind mutig. Innovativ. Erfinder. Macher. Gut, also erst der dritte Wert passt.
Das heißt, in einer Firma kann man aufschreiben, was man will. Das allein hilft noch nicht. A) Wenn die Leute das nicht drin haben, dann findet das nicht statt. Ich darf mir also bereits im Einstellungsprozess die Werte des Bewerbers anschauen. Und B) Es darf vorgelebt werden. Ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn die Führungskräfte etwas anderes vorleben, wird DAS nachgelebt und nicht das aufgeschriebene.
Schau also mal, welche die wichtigsten Werte für dich sind, und mach sie dir bewusst. Der Austausch über das Thema Werte ist wichtig – mit dem Partner, dem Kollegen, dem Vorgesetzten. Und er findet noch nicht so häufig statt.
Fazit: Augen auf bei den Werten. Wenn du deine Werte ganz klar hast, fällt es dir nicht nur leichter, deine Ziele zu erreichen, du kannst auch bessere Beziehungen führen – mit Kollegen und Mitarbeitenden.
Wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann schreib mir gern.
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